Chronik der Schützenkompanie Rosenthal Lüsen der Jahre 1958 bis 1993

Bei der Gründung des Südtiroler Schützenbundes war Lüsen als Gründungsmitgliedskompanie am 2.3.1958 am Reichrieglerhof in Bozen dabei. Da die finanziellen Mittel von Seiten der öffentlichen Hand kaum möglich waren, mussten diese durch Preiskegeln, Glückstopf und anderen Veranstaltungen aufgebracht werden. Von den Bauern wurden Baumstämme gebettelt, die die Mitglieder selber gehackt haben.

Am Ende des Jahres 1958 wurde die Kompanie aufgefordert, die Kunstblumen am Hut zu entfernen, und auch der rote Joppen sollte in ein talschaftsmäßiges Grün oder Braun geändert werden. Der Hauptmann berief eine Bürgerversammlung ein, die klar gegen eine Abänderung der Tracht war, da sie eindeutig geschichtlich begründet ist. Man verzichtete sogar auf den zugesagten Beitrag für diese Abänderung. Daraufhin wurde die Kompanie vom Bund ausgeschlossen, nach einem halben Jahr allerdings wieder rechtsmäßig aufgenommen.

Von den 50er Jahren bis Anfang der 70er Jahre hatten die Schützen beim Kochhof im Dachboden ihr Magazin. Auch die Fahne wurde dort aufbewahrt. Dann erreichten sie im Gemeindehaus einen Raum, der später mit dem Sportverein geteilt werden musste.

Völlig zum Erliegen kam die Tätigkeit in den Verbotsjahren von 1961 bis 1967. Doch am Herz-Jesu Sonntag 1962 gelang es dem Hauptmann mit der ganzen Kompanie auszurücken, musste aber nach der Prozession auf einvernehmliches Ersuchen des Carabinieri- Wachkommandanten gleich abrücken.

Nach der Verbotszeit rief im Frühjahr 1968 der Hauptmann Josef Federspieler die Schützen wieder zusammen, aber nicht alle ehemaligen Schützen folgten seinem Ersuchen. Sein Weitblick für die Zukunft veranlasste ihn auch, die Jugend anzusprechen, wo er auch Erfolge hatte. In diesen Jahren wurde wieder viel bei Festen ausgerückt, und man freute sich, alte Schützenkameraden und Frontkämpfer nach dem Verbot wieder zutreffen. Den Marketenderinnen wurde reichlich Schnaps abgekauft, mit dessen Einnahmen oftmals sogar der Bus bezahlt werden konnte. Das hatte allerdings zur Folge, dass damals am Nachmittag bei den Festumzügen in der großen Hitze die Reihen nicht immer stimmten, und somit mussten die Schützen erst langsam ihren verdienten Respekt in der Bevölkerung wieder finden.

Im Jahre 1972 nahm eine Vertretung am Quelle- Preisschießen in Regensburg teil, wo die freundschaftliche Beziehung mit Wenzenbach aufgenommen wurde, und 1973 fand daraufhin ein Kameradschaftsabend in Lüsen statt. Im selben Jahr wurden die Beziehungen mit dem Sportschützenverein „Stilles Tal“ Graß aufgenommen. Die Freundschaften wurden durch viele Begegnungen immer wieder ausgebaut, und deshalb haben sie heute erfreulicherweise noch besten Bestand.

Zu erwähnen ist auch um 1974 herum das erste Fußballturnier innerhalb der Lüsner Vereine, wo die Schützen mit mehr Glück als Kenntnis den ersten Preis holten und somit den vom Bürgermeister gestifteten Wanderpokal entgegennahmen.

1976 musste die Fahne einer gründlichen Reparatur unterzogen werden. So konnte am 5. Juni 1977 die Fahne von Pfarrer Richard Hofer wieder gesegnet werden. Bei diesem Fahnenweihefest ist sie von weiteren 35 Fahnen und ungefähr 700 Schützen unseres Landes mit der geschlossen Bundesleitung und von 35 Schützen und vier Marketenderinnen der Kompanie Lüsen begleitet worden. Fahnenpatin ist Frau Luise Niedermayr, Oberwirtin. Kaum einmal wird Lüsen so ein Fest erlebt haben, und den Schützen wurde von der Bevölkerung große Anerkennung zuteil. Bezirksmajor Viktor Recla ehrte Hauptmann Josef Federspieler für seine 20 jährige Tätigkeit als Hauptmann mit dem Andreas- Hofer Bild. Dem Oberleutnant Josef Kaser, der dieses Fest leitete, wurde für seine Verdienste das Peter- Mayr Bild überreicht. An jenem Morgen wurde sein ältester Sohn Arnold geboren.

Da sich bei der Kommandantschaftswahl 1978 Hauptmann Josef Federspieler nicht mehr der Wahl stellte, wurde Josef Kaser zum Hauptmann gewählt. Josef Federspieler wurde daraufhin einstimmig zum Ehrenhauptmann ernannt. Im selben Jahr wurde die Kreuzstöckl- Kapelle mit Unterstützung der Fraktion Kreuz und des verstorbenen Ehrenmitgliedes Franz Kaser, Gatschervater, von den Schützen renoviert. So wurde auch in den darauf folgenden Jahren das Totenraste- Bild, das Kreuz in der Gritze sowie das Huben- Kreuz auf der Flittnerstraße wieder instand gesetzt.

Eine große Ehre für die Gemeinde Lüsen war es, als es der Schützenkompanie gelang, am 11.11.1979 den Sohn des letzten Kaisers (unseres Vaterlandes Österreich), Europaparlamentarier Dr. Otto von Habsburg zu einem Vortrag: „Europa- Zukunft nach der ersten Parlamentswahl“ einzuladen. Die Bevölkerung von Lüsen, Schützen der Nachbarskompanien und Ehrengäste, so Bundesmajor Dr. Michl Ebner, Bezirksmajor Viktor Recla, Landesrat Sepp Mayr, um nur einige zu nennen, sind dazu zahlreich erschienen.

Sehr viel Mühe tat sich die Kompanie an, als sie am 1. Juni 1980 das Heimatfernentreffen organisierte. Schwierig war es, die Landsleute, die schon seit Jahren weggezogen sind, ausfindig zu machen, umso größer aber der Erfolg und die Freude, als einige nach vielen Jahrzehnten ihre Heimat wieder sahen. Schon am Vorabend wurden sie im Gemeindesaal festlich empfangen. Sehr bewegend war der Einzug in die Kirche mit Musikkapelle und Geistlichkeit, vor allem gebürtige Lüsner. In seiner sehr ergreifenden Predigt ging Ortskind Ambros Stampfl, Pfarrer von Pfalzen, auf das Elternhaus und den Heimatort ein. Landesrat Karl Oberhauser gratulierte der Kompanie für diese Initiative und bezeichnete sie als eines der ersten Heimatfernentreffen im Lande überhaupt. Die Presse berichtete von einer vorbildlichen Organisation.

Als dann 1981 Hauptmann Josef Kaser zum Bezirksmajor gewählt wurde, wurde Ehrenhauptmann Josef Federspieler ersucht, die Kompanie wieder zu übernehmen. Als bleibendes Zeichen zum Tiroler Gedenkjahr 1984 wurde auf Flitt das Wetterkreuz an der selben Stelle wieder errichtet, wo schon früher einmal eines gestanden ist.

Aufgrund seiner Verdienste für 25 Jahre Hauptmann erhielt Josef Federspieler bei der Jahreshauptversammlung 1986 bei der Andreas- Hofer Feier, die immer ein besonderer Festtag für Lüsen ist, von Bezirksmajor Sepp Kaser die Silberne Verdienstmedaille des SSB. In seiner Feierrede sagte er, dass er keinen Hauptmann in Tirol weiß, bei dem es zutreffe, beim Landesfestzug 1959 von seinen zwei Schwestern als Marketenderinnen und 1984 wieder als Hauptmann von seinen zwei Töchtern begleitet worden zu sein, und zwei seiner Buben marschierten auch mit.

In den Jahren 1980 bis 1993 wurden vom Südtiroler Schützenbund für besondere Verdienste geehrt: Engelbert Holzknecht sen., Bronze, Hermann Prosch, Bronze, Engelbert Federspieler, Bronze, Albin Mellauner, Bronze, Josef Kaser, Gold, Josef Federspieler, Gold.

Am 20.09.1987 konnte im alten Schulgebäude in Petschied der Schießstand feierlich gesegnet werden. Hiermit wurde eine alte Tradition wiederbelebt und eine eigene Tätigkeit neu begonnen. Darüber ist eine eigene Schießchronik verfasst worden.

Zur Dorfbuch- Vorstellung durch die Gemeinde organisierten die Schützen 1988 das zweite Heimatfernentreffen.

Bei der 40 Jahrfeier 1988 im neuen Gemeindesaal konnte Hauptmann Federspieler eine Reihe von Persönlichkeiten begrüßen, darunter Landesrat Dr. Bruno Hosp, eine starke Vertretung der Schützen aus Wenzenbach und Graß sowie die Vertretungen der Vereine im Dorf. Bei dieser Feier wurde Bürgermeister Franz Kaser zum Ehrenmitglied ernannt.

Als bleibendes Zeichen dieser Feier wurde in Petschied das „Marienbildstöckl“ errichtet, sowie das Augenheilwasser von der Nikolaus Kirche wieder neu zu einem kleinen Brunnen neben der Straße geleitet.

Beim Protestmarsch vom Südtiroler Schützenbund gegen die Restaurierung des Siegesdenkmals am 20.5.1991 in Bozen war die Kompanie Lüsen selbstverständlich dabei.

Bei Lehrfahrten des Bezirkes, die unser Mitglied Josef Kaser mit seiner Bezirksleitung organisierte, war die Kompanie immer dabei. Einige der fleißigsten Teilnehmer waren wohl August Kaser mit Frau Maria und Hauptmann Sepp Federspieler, die auch persönlich vom Österreichischen Bundespräsidenten Dr. Kurt Waldheim 1988, vom Ungarischen Staatspräsidenten Abath Gönz 1991 und vom Österreichischen Botschafter in Prag, Excellenz DKFM Dr. Karl Peterlik, im Jahre1992 empfangen wurden.

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